Vor zwei Jahren, als ich noch den „Indiefilmpodcast“ hörte, ein Podcast über das Filmemachen (was man zum Beispiel in Spotify nachhören kann), habe ich mich ein klein wenig über den
Inhalt aufgeregt. In der Folge kamen Filmkritiker zu Wort, die mit ihren Aussagen bei mir Widerwillen auslösten. Deswegen formuliere ich hier mal mein Wunsch zum Thema Filmkritik.
von Daniel Zemicael
- Man sollte keine Kumpanei mit Filmemachern anfangen: Klar Filmemachen ist ein knallharter Job und wenn man sich Dreharbeiten hautnah anschaut, ist man wahrscheinlich sensibilisierter für diesen Beruf. Aber sollte man jetzt als Kritiker gnädiger sein? Absolut nicht! Und da spielt es auch überhaupt keine Rolle, wie Hart der Job ist oder nicht. Der Beruf des Politikers ist auch ein harter – höchstwahrscheinlich härter als das des Filmemachers – aber ist das jetzt ein Grund für Journalisten vor Respekt vorsichtiger mit Politikern umzugehen? Man stelle sich vor die Journalisten in Berlin wären mit den Ministern der Bundesregierung per du und dicke Freunde. Kaum vorstellbar. Journalisten sollten gegebenenfalls gnadenlos im Umgang mit Politikern sein, das Wichtige ist Unabhängigkeit.
- Hohn und Spott sollte nicht mit den Menschen hinter dem Film zu tun haben: Natürlich gibt es abgrundtief schlechte Filme, wo man denken könnte, die Barbarei hätte begonnen, ja es gibt sie, die idiotischen, die peinlichen und die frevelhaften Filme, wo Hohn und Spott durchaus angebracht ist. Aber man sollte dies nicht auf den Filmemacher selbst übertragen und auch wenn man z.B. sagen würde Ed Wood ist der schlechteste Regisseur Allerzeiten ist dies noch lange nicht eine Bewertung des Menschen, sondern seines Berufsstands.
- Samthandschuhe oder die Vorstellung, in seiner Kritik mit dem Filmemacher persönlich zu reden, sollte man vermeiden: Wenn man dies aber dennoch tut, ist klar, was dabei rauskommt: zögerliche und vor allem unehrliche Filmkritik. Und was soll überhaupt dieses Anbiedern? Ja, ich weiß, dass dieses Prinzip mit dem Respekt zu tun haben soll, den man dem Regisseur entgegenbringen will. Wer das aber wirklich glaubt, der lese wieder den ersten Punkt.
- Unterhaltsam, lehrreich und pointiert: Im besten Fall sollte eine Kritik vor Eloquenz und Intelligenz nur so strotzen. Allgemeinplätze und Phrasen haben hier nichts zu suchen, man wähle den originellen Ausdruck und – fast schon wichtiger - originelle Gedanken. Eine Filmkritik sollte nicht gähnend langweilig sein, sie muss ein intellektuelles Vergnügen sein.
- Sternebewertung: Schluss mit dem hirnverbrannten Sternebewertungsquark! Mein Lieblingsfilmkritiker Wolfgang M. Schmitt sagt dazu: »Das müsste ja immer in Relation zu anderen Filmen geschehen. Oder was soll das sonst bedeuten? Also nehmen wir an, ich würde einen Film, den ich sehr schätze wie zum Beispiel ‚Wilde Erdbeeren‘ von Ingmar Bergmann fünf von fünf Sternen geben. Aber wie viele Sterne soll ich einen Film wie ‚Get Out‘ geben, den ich auch sehr gut finde, der aber natürlich gar nicht die Bergmannsche Qualität heranreicht? Dann vielleicht nur 3 Sterne? Das würde dann aber so aussehen, als wäre ‚Get out‘ nur ein mittelmäßiger Film. Und was mache ich dann mit der Till Schweiger-Komödie? Soll ich der -10 Sterne geben? Es gibt keine Relation, wenn man mit diesem Sterne-System arbeitet.« Das stimmt! Wenn dann Kritiker dieses System verteidigen und damit argumentieren, dass es ein Service für den Zuschauer sein soll, bleibt es 1. immer noch hirnverbrannt und 2. ungerecht und beleidigend dem Film im speziellen und der Filmgeschichte im Allgemeinen gegenüber.
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